Historie

100 Jahre Imkerverein Geesthacht und Umgegend 1923 – 2023


Honig kann man importieren, die Bestäubungsleistung der Bienen nicht! Dies haben sich sicher
auch die Hobby- oder Nebenerwerbsimker gedacht, die sich 1923 zum Imkerverein Geesthacht
und Umgegend zusammengeschlossen haben. Zu dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg blühte in
Geesthacht wieder ein reges Vereinsleben auf. Es gab, so der Geschichtsverein Geesthacht, um die
50 Vereinigungen, darunter Turnvereine, Liedertafeln und Schützenvereine. Getroffen wurde sich
in einem der Geesthachter Gasthöfe, in unserem Fall vielleicht im Gasthaus Hagen an der
Rathausstraße. Dort wurde, über das Imkern gefachsimpelt und in netter Runde sicherlich das eine
oder andere Glas Bier geleert.
In der Geesthachter „Umgegend“ gab es damals große Heideflächen, die Bienen Nahrung boten. So
gab es in dem kleinen Städtchen auch traditionell Imkerei. Allerdings waren die ansässigen Imker
ursprünglich mehr darauf bedacht gewesen, das Wissen und ihre gesammelten Erfahrungen zur
Imkerei für sich bzw. in der Familie zu halten, denn Honig und Wachs waren begehrte und
kostspielige Erzeugnisse. Diese Einstellung änderte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus zwei
Gründen. Zum einen hatten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts die Imkereiweisen durch neue
Forschungen und Erkenntnisse stark zu wandeln begonnen. Die tradierten Methoden waren
veraltet. Bis in die späten 1860er Jahre hatten z.B. die meisten Imker ihre Völker in Ruten- oder
Strohkörben, sogenannten Stülpern, gehalten. Deren Anteil lag 50 Jahre später nur noch bei 4%.
Die bis heute mehrheitlich genutzte Magazin-Beute hatte Einzug gehalten. Die neuen
Imkereimethoden brachen die alten Strukturen auf und ein Gedankenaustausch im Verein war nun
erwünscht. Dies wird auch in Geesthacht so gewesen sein. Zum anderen waren Vereinsgründungen
in dieser Zeit eine beliebte Art die Freizeit mit einer Gruppe gleichgesinnter zu verbringen. Es
konnte gemeinsam gefachsimpelt, aber auch gefeiert werden.
Über die frühe Zeit unseres Vereins sind leider keine Aufzeichnungen erhalten. Es ist jedoch sicher,
dass wir zunächst Mitglied im Hamburger Landesverband waren, da Geesthacht bis zum in Kraft
treten des Groß-Hamburg-Gesetzes am 1. April 1937, zum Stadtgebiet gehörte. Nach 500 Jahren
war es danach wieder Teil des Landkreises Herzogtum Lauenburg und somit von Schleswig
Holstein. Dennoch blieben wir bis Ende 1990er Jahre weiterhin Mitglied im Hamburger Verband.
Heute sind wir Teil des Schleswig Holsteiner Landesverbandes.
Auch über Vereinsgröße oder Herkunft der Mitglieder aus der frühen Zeit des Vereins ist leider
nichts mehr bekannt. Aus den Erinnerungen älter Imker, die unser 50- bzw. 75-jähriges
Vereinsjubiläum geplant haben, wissen wir aber zumindest die Namen unserer Vorsitzenden, die in
der Zeit nach 1945 über Jahrzehnte unserer Vereinsleben entscheidend mit geprägt haben. Da
wären Kurt Publicatus, Hugo Hamester, Hermann Schwan und Wilhelm Bremer zu nennen.
Zwischen 1983 und 1992 setzte sich dann Wilhelm Norden für die Belange des Vereins ein. Danach
folgten Helmut Neumann (1992-1996), Ellen Mahn (1996-2008) und seit 2009 Clemens Schmick,
die jeweils ihre eigenen Ideen und Schwerpunkte in die Vereinsarbeit einbrachten bzw. einbringen.
Wir Imker pflegen unsere Bienenvölker und ernten den gesammelten Honig. Dafür ist die
Züchtungen friedlicher, schwarmträger und gute Honigleistung bringender Bienen wichtig. Unter
anderem hat unser Verein mehrere herausragende Züchter hervorgebracht. Erich Mindt stellte
über Jahre die Drohnenvölker zur Züchtung reinrassiger Carnica Peschetz Bienen auf der
Belegstelle in Puan Klent auf der Insel Sylt. Auch Martin Kirchner war anerkannter Reinzüchter und
hat sich im Züchterring mit Spitzenleistungen hervorgetan. Jörg Panknin trat in deren Fußstapfen
und ist ebenfalls Mitglied im Reinzucht-Züchterring Hamburg-Bergedorf.
Zwischen Ende der 60er Jahre und 2016 betrug die Anzahl der Vereinsmitglieder immer um die 40
Personen. In den letzten 6 Jahren ist unser Verein jedoch auf fast das doppelte angewachsen, da
wir durch das Anbieten eines Imkerkurses viele neue Mitglieder hinzugewonnen haben. Unsere
Gruppe ist ein bunt durcheinandergewürfelter Mix aus den verschiedensten Berufen und
Altersgruppen. Bis heute bewahren wir die Tradition uns zum Fachsimpeln oder um Vorträge zu
hören zu treffen, inzwischen jedoch jeden zweiten Dienstag im Monat (siehe Veranstaltungsplan)
im Oberstadt Treff am Dialogweg. Auch gemeinsame Unternehmungen kommen nicht zu kurz,
denn ein lebendiges Vereinsleben bedeutet Gemeinschaft. Jeden Februar machen wir z.B. einen
Boßelausflug in die Umgebung. Im Juni findet ein gemeinsames Grillfest bei einem unserer Imker
und im Sommer ein spannender Ausflug, nicht nur zu Imkereithemen, statt. Wir engagieren uns für
unsere Bienen, aber auch für die Gemeinschaft. Daran hat sich in den letzten 100 Jahren nichts
geändert. Unsere Vereinsmitglieder freuen sich, wenn sie ihr Wissen an Interessierte weitergeben
dürfen, denn die Beschäftigung mit Bienen ist für uns eine Leidenschaft, die wir auch in die Zukunft
hinein bewahren möchten. Wen das „Virus“ Biene einmal befallen hat, den lässt es nicht wieder
los.