Historie

100 Jahre Imkerverein Geesthacht und Umgegend 1923 – 2023 – überarbeitet Oktober 2023

In dieser langen Zeit ist viel geschehen…
In Geesthacht gibt es traditionell Imkerei. In der „Umgegend“ gab es große Heideflächen, die
Bienen Nahrung boten. Es wurde für den Eigenbedarf und in der Hoffnung etwas dazu zu
verdienen geimkert. Imkerei war ein beliebter Nebenverdienst.
Ursprünglich waren die ansässigen Imker jedoch mehr darauf bedacht gewesen, ihr Wissen und
ihre gesammelten Erfahrungen zur Imkerei für sich bzw. in der Familie zu behalten, denn Honig
und Wachs waren begehrte und kostspielige Erzeugnisse. Diese Einstellung änderte sich zu Beginn
des 20. Jahrhunderts aus zwei Gründen. Zum einen hatten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts die
Imkereiweisen durch neue Forschungen und Erkenntnisse stark zu wandeln begonnen. Die
tradierten Methoden waren veraltet. Bis in die späten 1860er Jahre hatten z.B. die meisten Imker
ihre Völker in Ruten- oder Strohkörben, sogenannten Stülpern, gehalten. Deren Anteil lag 50 Jahre
später nur noch bei 4%. Die bis heute mehrheitlich genutzte Magazin-Beute hatte Einzug gehalten.
Die neuen Imkereimethoden brachen die alten Strukturen auf und ein Gedankenaustausch im
Verein war nun erwünscht. Dies wird auch in Geesthacht so gewesen sein. Zum anderen waren
Vereinsgründungen in dieser Zeit eine beliebte Art, die Freizeit mit einer Gruppe Gleichgesinnter
zu verbringen. Es konnte gemeinsam gefachsimpelt, aber auch gefeiert werden.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg blühte in Geesthacht ein reges Vereinsleben auf. Es gab, so
der Geschichtsverein Geesthacht, um die 50 Vereinigungen, darunter Turnvereine, Liedertafeln und
Schützenvereine. Ein lokaler Zusammenschluss der Geesthachter Imker fand im Herbst 1923 statt.
Der „Imkerverein Geesthacht und Umgegend“ ist damals aus dem Bergedorfer Imkerverein unter
der Leitung unseres ersten Vorsitzenden, dem Geesthachter Lehrer Paul Wiedenbeck,
hervorgegangen. Als weitere Gründungsmitglieder lassen sich noch zwei weitere Lehrer und ein
Böttchermeister namentlich benennen. Die vier hatten zusammen um die 96 Völker. Zur Zeit
unserer Gründung herrschte Hyperinflation und Geld hatte keinen Wert mehr. Die Imkerei trug zur
Versorgung der Familie bei. Interessant ist, dass sich gleich drei Lehrer unter den bekannten
Gründungsmitgliedern befinden. Imkerei ist bei Landschullehrern allgemein ein beliebter
Nebenverdienst gewesen. Hauptberufliche Imker scheint es laut Hamburger Adressbuch in
Geesthacht in dieser Zeit nicht gegeben zu haben. Getroffen wurde sich in einem der Geesthachter
Gasthöfe. Dort wurde über das Imkern gefachsimpelt und in netter Runde sicherlich das eine oder
andere Glas Bier geleert.
Über Vereinsgröße oder Herkunft der weiteren Mitglieder aus der frühen Zeit des Vereins ist leider
wenig bekannt, da keine Aufzeichnungen aus der Gründungszeit erhalten sind. Es ist jedoch sicher,
dass wir zunächst Mitglied im Hamburger Landesverband waren, da Geesthacht bis zum in Kraft
treten des Groß-Hamburg-Gesetzes am 1. April 1937, zum Stadtgebiet gehörte. Nach 500 Jahren
war es danach Teil des Landkreises Herzogtum Lauenburg und somit von Schleswig-Holstein.
Dennoch blieben wir bis Ende 1990er Jahre weiterhin Mitglied im Hamburger Verband. Heute sind
wir Teil des Schleswig-Holsteiner Landesverbandes.
Während des Zweiten Weltkrieges hatte der Verein weiter Bestand, auch wenn die Aktivitäten
eingeschränkt waren wie ein altes Kassenbuch verrät. Es gab aber weiterhin Mitglieder, die Bienen
hielten, Honig gewannen und eine ‚Bienenzeitung‘ abonnierten. Ein paar dieser Zeitschriften sind
im Vereinsarchiv erhalten. Aus den Artikeln lassen sich auch Rückschlüsse auf die Imkerei in
Geesthacht ziehen. Bereits zu Beginn des Krieges im Oktober 1939 wurde z.B. dazu aufgerufen
Stände von Imkerkollegen, die im Krieg kämpften, neben den eigenen Völkern zusätzlich zu
pflegen. Die Standbetreuer sollten dafür sorgten, dass die Imkerei fachgerecht weiter betrieben
würde, bis die Imker sich wieder selbst um ihre Völker kümmern könnten.1
Weiter lässt sich ablesen, dass Zucker zur Winterfütterung im Krieg rationiert war. In einem Artikel
vom August 1941 heißt es, dass für die Herbst- und Frühjahrsfütterung pro Volk 7,5 kg Zucker zu
einem verbilligten Preis verteilt würde. Dieser würde im Gegensatz zum im letzten Frühjahr
ausgegebenen vergällt sein, um Missbrauch zu unterbinden.2 Ein Volk bräuchte von Oktober bis
April ca. 10 – 12 kg Zucker. Es solle darauf geachtet werden, dass 3 bis 4 kg Honig in den Völkern
verblieben, um eine gute Versorgung zu gewährleisten.3 Mindestens 3 kg Honig pro Volk müssten
jedoch abgegeben werden, damit ein Anspruch auf Winterfutter bestünde.4 Es wird sicher auch in
Geesthacht Bienenstände gegeben haben, deren Besitzer an der Front kämpften und um deren
Völker sich nun andere Vereinsmitglieder kümmerten. Auch wird die Sorge um ausreichend
Winterfutter alle Imker gleichermaßen betroffen haben.
In einem weiteren dieser alten Texte aus dem Jahr 1943 ist eine Polizeiverordnung abgedruckt, die
klar aufzählt, wie Bienen betreut und mit dem Honig umgegangen werden sollte. Es wurde u.a.
verkündet, dass Völkeranzahl und Befall mit Faulbrut gemeldet werden mussten. Kranke Völker
seien zu vernichten, ansonsten hätten eine Geldstrafe oder sogar Gefängnis gedroht. Die
Polizeibehörde würde Bienenstände kontrollieren und deren Vernachlässigung hart bestrafen.
Diese Strafen würden auch verhängt werden, wenn der Besitzer der Honigablieferungsfrist nicht
nachgekommen sei.5 Auch wenn die Verordnung im Heft auf Pommern bezogen war, wird sie
ähnlich auch in Geesthacht gegolten haben, denn es gab eine Vorgängerverordnung von 1926, auf
die sie Bezug nahm. Honig wurde als wichtig für die Versorgung der Bevölkerung und der Soldaten
eingestuft, daher gab es drastische Strafen bei Verstößen. Für die Mitglieder des Imkervereins
Geesthacht und Umgegend, die zumeist Imkerei im Nebenerwerb betrieben, bedeutete es, dass
ihre Freizeitbeschäftigung nun an strenge Gesetze gebunden war und den Charakter einer festen
Arbeit in der Landwirtschaft bekam.
Für die Jahre 1945 bis ’47 gibt es nur sehr spärliche Eintragungen in unser altes Kassenbuch. Aus
diesen lässt sich nichts für die Vereinshistorie ableiten.
Am 21. Juni 1948 wurde die D-Mark eingeführt und die Reichsmark hatte keine Gültigkeit mehr.
Die Eintragungen im Kassenbuch zeigen, dass dies auch Auswirkungen auf die Vereinsaktivitäten
hatte. Es fanden wieder große Versammlungen statt, für die ein Saal angemietet wurde oder es
wurde am Kreisimkertag und Tagungen in Hamburg und Segeberg teilgenommen.
Wir Imker pflegen unsere Bienenvölker und ernten den gesammelten Honig. Dafür ist die Züchtung
friedlicher, schwarmträger und gute Honigleistung bringender Bienen wichtig. 1952/53 wurde
daher ein Anteil am Züchterring erworben, um ein Zuchtvolk zu kaufen und 1954 wurden
„Königinnenzuchtgeräte“ für mehrere Vereinsmitglieder angeschafft. Unser Verein hat
herausragende Züchter hervorgebracht. Erich Mindt stellte über Jahre die Drohnenvölker zur
Züchtung reinrassiger Carnica Peschetz Bienen auf der Belegstelle in Puan Klent auf der Insel Sylt.
Auch Martin Kirchner war anerkannter Reinzüchter und hat sich im Züchterring mit
Spitzenleistungen hervorgetan. Bis heute haben wir Vereinsmitglieder, die sich aktiv mit der
Königinnenzucht beschäftigen.
Die Protokolle der Vereinssitzungen aus den letzten 60 Jahren stellen einen Schatz da, den es für
unser Jubiläumsjahr zu heben galt. Wir haben Glück, dass diese erhalten sind, denn auf einer
1 Vgl. Filler, F. u.a.: Aufruf! An die deutschen Imker! In: Praktischer Wegweiser für Bienenzüchter. Heft 10. 45. Jg. 1.
Okt. 1939. Wolfenbüttel 1939. S. 325 f. und Zimmer, Kurt: Was ich auf einem fremden Stand in Abwesenheit des
Imkers tun muß! In: Praktischer Wegweiser für Bienenzüchter. Heft 1. 46. Jg. Wolfenbüttel: 2. Januar 1940. S. 4 ff.
2 Vgl. Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter, Reichsfachgruppe Imker (Hg.): Deutscher Imkerführer.
Neuregelung der Zuckerverfolgung. Heft 5, August 1941. S. 69.
3 Vgl. Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter, Reichsfachgruppe Imker (Hg.): Deutscher Imkerführer. Die gute
Betriebsweise: Der September – die Zeit der vorsorglichen Einwinterung. 15. Jg., Heft 5, August 1941. S. 74.
4 Festschrift: 70 Jahre Imkerverein Bergedorf und Umgebung.
5 Vgl. Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter, Reichsfachgruppe Imker (Hg.): Deutscher Imkerführer. 17. Jg. Heft
6, Sep. 1943. S. 85.
Sitzung wurde 1982 beschlossen, dass „die Unterlagen […] soweit nicht mehr benötigt […]
vernichtet werden“. Nur gut, dass da nicht konsequent gehandelt wurde!
Aus diesen Aufzeichnungen gehen auch die Namen unserer Vorsitzenden hervor, die in der Zeit
nach 1945 über Jahrzehnte unserer Vereinsleben entscheidend mit geprägt haben. Da wären Kurt
Publicatus (1948-1969), Hugo Hamester (1969-1970), Hermann Schwan (1970-1973) und Wilhelm
Bremer (1974-1983) zu nennen. Zwischen 1983 und 1992 setzte sich dann Wilhelm Norden für die
Belange des Vereins ein. Danach folgten Helmut Neumann (1992-1996), Ellen Mahn (1996-2008)
und seit 2009 Clemens Schmick, die jeweils ihre eigenen Ideen und Schwerpunkte in die
Vereinsarbeit einbrachten bzw. einbringen.
Was unsere Vereinsmitglieder und sicherlich auch die Imkerschaft insgesamt bewegte, lässt sich
über Jahrzehnte verfolgen. Von den frühen 60er- bis in die 70er-Jahre wurde sich mit
Trachtverbesserung, Wanderung in den Raps, Verbesserung der Imkereimethoden, aber auch der
Planung diverser Ausflüge beschäftigt. Das schönste Zitat der Vereinshistorie bezieht sich auf
einen Schiffsausflug nach Krautsand im Juni 1967. In der Einladung wird vermerkt: „Bitte pünktlich
erscheinen, es kann nicht gewartet werden, der Dampfer fährt um 8,30 Uhr ab nach Krautsand. Die
Nachzügler müssen zu Fuß auf der Elbe nachlaufen.“ Es gab schon damals einen freundlichen,
humorvollen Umgang miteinander.
„Ausflüge“ wurden in dieser Zeit aber nicht nur mit den Vereinsfreunden, sondern auch mit den
Bienenvölkern unternommen. 1969 wanderte der Verein z.B. mit ca. 250 Völkern in der Raps bei
Kniephagen und mit ca. 90 Völkern in die Heide. In die Wanderung wurden damals viel Mühe und
Organisation investiert. Gemeinsam mit den Bienenvölkern in die Tracht zu wandern organisiert
der Verein schon lange nicht mehr. Dies ist liegt heute in der Verantwortung der einzelnen Imker.
Die meisten von uns haben feste Bienenstände in der Region.
Bereits 1970 wurde darüber geklagt, dass viele Linden gefällt werden würden und so den Bienen
im Sommer die Nahrung fehlen würde. Gründe für die Fällung seien Schädigung durch Streusalz
und Wassermangel. Auch Spritzschäden durch Pflanzenschutzmittel spielten in den alten
Protokollen eine Rolle. 1972 meldeten zwei Imker Spritzschäden an ihren Bienen. Amerikanische
Faulbrut, eine bis heute auftauchende Bienenkrankheit, war damals bereits präsent. Interessant ist
auch, dass die Ansiedlung von Ameisen im Wald bei vielen Vereinssitzungen diskutiert wurde.
Damals wurde diesen eine wichtige Rolle bei der Waldtracht zugesprochen. Die Ameisen stehen
heute nicht mehr in der Diskussion, aber es zeigt sich, dass viele der in den letzten 60 Jahren auf
den Vereinssitzungen besprochenen Themen unsere Imkerei bis heute begleiten. Weiterhin
werden Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft und auch in Gärten ausgebracht. Zwar wurden
neue Erkenntnisse zum Pflanzenschutz und dessen Auswirkungen auf die Natur gewonnen und
einige Mittel sind inzwischen in der EU verboten worden, neue sind jedoch hinzugekommen.
Methoden in der Landwirtschaft haben sich über die Jahrzehnte gewandelt und weiter entwickelt.
Wir arbeiten daher vielerorts mit den lokalen Landwirten zusammen. Eine gute Bestäubung der
Pflanzen bedeutet eine reiche Ernte für den Landwirt und den Imker. Gegenseitiges Verständnis
und Rücksichtnahme sind dabei wichtig. Dennoch ist es für unsere Bienen, wie auch schon vor 53
Jahren beklagt wurde, in einer von Landwirtschaft dominierten Natur schwer im Sommer
ausreichend Nahrung zu finden. Inzwischen ist dies zunehmend auch in Ortschaften zu
beobachten, da z.B. „pflegeleichte“ Schotter- statt Blumengärten oder Kirschlorbeerhecken statt
des heimischen Liguster keine Nahrung für Insekten, d.h. auch unseren Bienen, bieten. Der
Klimawandel ist ein weiteres Thema, welches unsere Arbeit mit den Bienen zunehmend belastet
und verändert.
Ab Ende der 1970er Jahre beginnt die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe eine große Rolle bei
den Versammlungen zu spielen. Es fanden Diskussionen und Filmvorführungen statt und es wurde
in Segeberg in der Imkerschule ein Kurs besucht. Wie wichtig das Thema genommen wurde, zeigt
sich daran, dass die Teilnehmer des Lehrgangs eine Berechtigung erhielten, die Gemülle der Bienen
zu untersuchen und Bescheinigungen zu erstellen, die für das Beantragen einer
Wandergenehmigung nötig waren. Anfang der 1980er Jahre wurde dies zur Pflicht. Damals hatte
man noch keine wirksame Methode die Milben zu bekämpfen. Erst Mitte der 80er Jahre wurde
über eine Ameisensäureplatte gesprochen, die die Milben mittels Begasung abtöten sollte. Kurz
darauf wurde u.a. Perizin zum Mittel der Wahl. Über das Ausschneiden der Drohnen wurde erst ab
1987 referiert. Die ersten Milben wurden bei unseren Vereinsmitgliedern im Sommer 1985
entdeckt. Bis heute ist der Umgang mit der Milbe ein wichtiges Thema bei der Pflege unserer
Bienen. Inzwischen sind jedoch andere, bienenverträgliche Behandlungsmethoden, z.B. mit
Ameisensäure oder Oxalsäure, üblich und es wird an der Züchtung milbenresistenter Völker
geforscht.
Interessant ist auch, dass nach dem Reaktorunglück vom Tschernobyl der Honig unserer
Vereinsmitglieder auf Radioaktivität untersucht wurde. Dies zeigt deutlich, wie groß die Angst und
die Verunsicherung der Menschen vor den Auswirkungen der Strahlung 1986 und 1987 war. Der
Unfall fand Ende April 1986, einen guten Monat vor der Rapsernte, statt. Für Blüten- und
Rapshonig gab es keine Beanstandungen, aber bei Wald- und Tannenhonig waren, wie sich im
Herbst herausstellt, 50 % der Proben belastet. Dies sind allerdings keine vereinsbezogenen Werte,
sondern stammen aus bundesweiten Untersuchungen. Dennoch wird deren Bekanntgabe
Konsequenzen auch für unseren regionalen Honigverkauf gehabt haben.
Kurz nach dem Mauerfall im November 1989 knüpften wir erste Kontakte in die damalige DDR und
im Februar 1990 luden wir Imker aus Schwerin zu unserer Versammlung ein. Dieser Besuch wurde
kurz darauf erwidert und im Sommer 1992 ging unser Vereinsausflug nach Schwerin. Trotz aller
Freude, gab es in dieser Zeit aber auch Klagen. In einem Sitzungsprotokoll wurde über den
Preisdruck geklagt, der durch den billigen „Import“ von „Mitteldeutschem Honig“ durch
Großhändler entstanden war. Es wurde ein Preis von 2,50 DM pro Kilo genannt. Die Verkaufspreise
für ein 500 g Glas Honig für das Jahr 1992 konnte leider nicht ergründet werden. Im Jahr 1987
lagen sie in Hamburg jedoch durchschnittlich bei 3,98 DM für 500 g „Industrie“-Honig. Rapshonig
in einem Glas vom Deutschen Imkerbund (DIB) kostete im Durchschnitt 7,50 DM und Heidehonig
ca. 12,30 DM.6 Diese Daten geben einen guten Anhaltspunkt. Viele unserer Vereinsmitglieder
werden DIB-Gläser genützt haben und man kann die Sorge, ihren Honig nicht zu einem
angemessenen Preis verkaufen zu können, verstehen.
Zwischen Ende der 60er Jahre und 2016 betrug die Anzahl der Vereinsmitglieder immer um die 40
Personen. In den letzten Jahren ist unser Verein jedoch auf fast das Doppelte angewachsen, da wir
durch das Anbieten eines Imkereikurses 2016 viele neue Mitglieder hinzugewonnen haben. Unsere
Gruppe ist ein bunt durcheinandergewürfelter Mix aus den verschiedensten Berufen und
Altersgruppen. Jeder von uns Imkern hat seine eigene Geschichte, wie er zur Imkerei gekommen
ist. Diese kleine Anekdote fasst es humorvoll zusammen. Unser einstiger Vereinsvorsitzender Kurt
Publicatus schilderte seine Anfänge als Imker in einem Zeitungsartikel. Ursprünglich habe er sich
beruflich mit Trachtverbesserung im Rahmen der Stadtplanung und bienenfreundlicher
Bepflanzung von Grünanlagen beschäftigt, beginnt sein Bericht. „Eines Tages kam der Vorsitze [des
örtlichen Imkervereins; I.G.] zu mir und sagte: „Ich habe bei dem Imkerkameraden F. ein schönes
Volk für sie stehen. Sie können dort die Imkerei erlernen und auch Imker werden.“ Nach einem
halben Jahr hatte ich die Scheu vor dem rückwärtigen Teil der Bienen verloren, und als nach sehr
guter Tracht die Haupternte 34 Pfd. Honig betrug, war auch die Scheu meiner Frau vor den
Bienenhaltung verloren.“7 Das Hobby hat er daraufhin lange Zeit mit Freude betrieben und
unseren Verein über Jahrzehnte geprägt.
Bis heute bewahren wir die Tradition, uns zum Fachsimpeln oder um Vorträge zu hören zu treffen,
6 Günther, Marion u.a.: Die Werbekonzeption für das Warenzeichen „Einheitsglas“ des Deutschen Imkerbundes.
Hamburg 1987. S. 11 ff.
7 Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter, Reichsfachgruppe Imker (Hg.): Deutscher Imkerführer. 15. Jg. Heft 5,
Aug. 1941. S. 80.
inzwischen jedoch jeden zweiten Dienstag im Monat (siehe Veranstaltungsplan) im Oberstadt-Treff
am Dialogweg. Auch gemeinsame Unternehmungen kommen nicht zu kurz, denn ein lebendiges
Vereinsleben bedeutet Gemeinschaft. Jeden Februar machen wir z.B. einen Boßelausflug in die
Umgebung. Im Juni findet ein gemeinsames Grillfest bei einem unserer Imker und im Sommer ein
spannender Ausflug, nicht nur zu Imkereithemen, statt. Wir engagieren uns für unsere Bienen,
aber auch für die Gemeinschaft. Daran hat sich in den letzten 100 Jahren nichts geändert. Unsere
Vereinsmitglieder freuen sich, wenn sie ihr Wissen an Interessierte weitergeben dürfen, denn die
Beschäftigung mit Bienen ist für uns eine Leidenschaft, die wir auch in die Zukunft hinein
bewahren möchten. Wen das „Virus“ Biene einmal befallen hat, den lässt es nicht wieder los

Version Juli 2023
Honig kann man importieren, die Bestäubungsleistung der Bienen nicht! Dies haben sich sicher
auch die Hobby- oder Nebenerwerbsimker gedacht, die sich 1923 zum Imkerverein Geesthacht
und Umgegend zusammengeschlossen haben. Zu dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg blühte in
Geesthacht wieder ein reges Vereinsleben auf. Es gab, so der Geschichtsverein Geesthacht, um die
50 Vereinigungen, darunter Turnvereine, Liedertafeln und Schützenvereine. Getroffen wurde sich
in einem der Geesthachter Gasthöfe, in unserem Fall vielleicht im Gasthaus Hagen an der
Rathausstraße. Dort wurde, über das Imkern gefachsimpelt und in netter Runde sicherlich das eine
oder andere Glas Bier geleert.
In der Geesthachter „Umgegend“ gab es damals große Heideflächen, die Bienen Nahrung boten. So
gab es in dem kleinen Städtchen auch traditionell Imkerei. Allerdings waren die ansässigen Imker
ursprünglich mehr darauf bedacht gewesen, das Wissen und ihre gesammelten Erfahrungen zur
Imkerei für sich bzw. in der Familie zu halten, denn Honig und Wachs waren begehrte und
kostspielige Erzeugnisse. Diese Einstellung änderte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus zwei
Gründen. Zum einen hatten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts die Imkereiweisen durch neue
Forschungen und Erkenntnisse stark zu wandeln begonnen. Die tradierten Methoden waren
veraltet. Bis in die späten 1860er Jahre hatten z.B. die meisten Imker ihre Völker in Ruten- oder
Strohkörben, sogenannten Stülpern, gehalten. Deren Anteil lag 50 Jahre später nur noch bei 4%.
Die bis heute mehrheitlich genutzte Magazin-Beute hatte Einzug gehalten. Die neuen
Imkereimethoden brachen die alten Strukturen auf und ein Gedankenaustausch im Verein war nun
erwünscht. Dies wird auch in Geesthacht so gewesen sein. Zum anderen waren Vereinsgründungen
in dieser Zeit eine beliebte Art die Freizeit mit einer Gruppe gleichgesinnter zu verbringen. Es
konnte gemeinsam gefachsimpelt, aber auch gefeiert werden.
Über die frühe Zeit unseres Vereins sind leider keine Aufzeichnungen erhalten. Es ist jedoch sicher,
dass wir zunächst Mitglied im Hamburger Landesverband waren, da Geesthacht bis zum in Kraft
treten des Groß-Hamburg-Gesetzes am 1. April 1937, zum Stadtgebiet gehörte. Nach 500 Jahren
war es danach wieder Teil des Landkreises Herzogtum Lauenburg und somit von Schleswig
Holstein. Dennoch blieben wir bis Ende 1990er Jahre weiterhin Mitglied im Hamburger Verband.
Heute sind wir Teil des Schleswig Holsteiner Landesverbandes.
Auch über Vereinsgröße oder Herkunft der Mitglieder aus der frühen Zeit des Vereins ist leider
nichts mehr bekannt. Aus den Erinnerungen älter Imker, die unser 50- bzw. 75-jähriges
Vereinsjubiläum geplant haben, wissen wir aber zumindest die Namen unserer Vorsitzenden, die in
der Zeit nach 1945 über Jahrzehnte unserer Vereinsleben entscheidend mit geprägt haben. Da
wären Kurt Publicatus, Hugo Hamester, Hermann Schwan und Wilhelm Bremer zu nennen.
Zwischen 1983 und 1992 setzte sich dann Wilhelm Norden für die Belange des Vereins ein. Danach
folgten Helmut Neumann (1992-1996), Ellen Mahn (1996-2008) und seit 2009 Clemens Schmick,
die jeweils ihre eigenen Ideen und Schwerpunkte in die Vereinsarbeit einbrachten bzw. einbringen.
Wir Imker pflegen unsere Bienenvölker und ernten den gesammelten Honig. Dafür ist die
Züchtungen friedlicher, schwarmträger und gute Honigleistung bringender Bienen wichtig. Unter
anderem hat unser Verein mehrere herausragende Züchter hervorgebracht. Erich Mindt stellte
über Jahre die Drohnenvölker zur Züchtung reinrassiger Carnica Peschetz Bienen auf der
Belegstelle in Puan Klent auf der Insel Sylt. Auch Martin Kirchner war anerkannter Reinzüchter und
hat sich im Züchterring mit Spitzenleistungen hervorgetan. Jörg Panknin trat in deren Fußstapfen
und ist ebenfalls Mitglied im Reinzucht-Züchterring Hamburg-Bergedorf.
Zwischen Ende der 60er Jahre und 2016 betrug die Anzahl der Vereinsmitglieder immer um die 40
Personen. In den letzten 6 Jahren ist unser Verein jedoch auf fast das doppelte angewachsen, da
wir durch das Anbieten eines Imkerkurses viele neue Mitglieder hinzugewonnen haben. Unsere
Gruppe ist ein bunt durcheinandergewürfelter Mix aus den verschiedensten Berufen und
Altersgruppen. Bis heute bewahren wir die Tradition uns zum Fachsimpeln oder um Vorträge zu
hören zu treffen, inzwischen jedoch jeden zweiten Dienstag im Monat (siehe Veranstaltungsplan)
im Oberstadt Treff am Dialogweg. Auch gemeinsame Unternehmungen kommen nicht zu kurz,
denn ein lebendiges Vereinsleben bedeutet Gemeinschaft. Jeden Februar machen wir z.B. einen
Boßelausflug in die Umgebung. Im Juni findet ein gemeinsames Grillfest bei einem unserer Imker
und im Sommer ein spannender Ausflug, nicht nur zu Imkereithemen, statt. Wir engagieren uns für
unsere Bienen, aber auch für die Gemeinschaft. Daran hat sich in den letzten 100 Jahren nichts
geändert. Unsere Vereinsmitglieder freuen sich, wenn sie ihr Wissen an Interessierte weitergeben
dürfen, denn die Beschäftigung mit Bienen ist für uns eine Leidenschaft, die wir auch in die Zukunft
hinein bewahren möchten. Wen das „Virus“ Biene einmal befallen hat, den lässt es nicht wieder
los.